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Larven der Amerikanischen Rebzikade erkennen!

Die Amerikanische Rebzikade überwintert als Ei im Bast des Rebholzes. Die Zikade legt ihre Eier bevorzugt ins zweijährige Holz in die Nähe der Augen ab, damit die jungen Larven nur einen kurzen Weg zum Saugen an den Blättern zurücklegen müssen. Aber die Eier werden auch in einjähriges Holz und in das Stammholz abgelegt. 

Der Larvenschlupf beginnt dann Mitte bis Ende Mai und zieht sich über etwas mehr als einen Monat hin. Die frisch geschlüpften Larven sind immer frei von den Bakterien der Goldgelben Vergilbungs-Krankheit (Flavescence Dorée). Die Tiere müssen sich erst durch Saugen an einer infizierten Rebe selbst infizieren. Bis die Larven dann die Krankheit weiter verbreiten können vergeht eine Latenzzeit von 4 Wochen. Das ist die Zeit in der die Tiere infiziert sind, selbst aber noch nicht das Bakterium übertragen können. Danach bleiben die Tiere zeitlebens infektiös. 

Die Larven bewegen sich nur bedingt auf andere Reben und bleiben für gewöhnlich auf der Rebe auf der sie geschlüpft sind. Besonders gerne halten sie sich auf Stockausschlägen der Unterlage auf, wenn diese nicht entfernt werden. Andernfalls findet man die Larven auf den gut geschützten Blättern in Stock- und Triebnähe. Hier lohnt es sich bei allen Arbeiten in den Reben von Mai bis Juli gezielt diese Blätter anzuschauen und nach den Larven sowie Häutungsresten zu kontrollieren.

Insgesamt entwickeln sich die Larven über 5 Stadien zum erwachsenen, flugfähigen Tier. Das erste Larvenstadium ist etwa 1,5 mm groß, creme-weiß gefärbt und besitzt zwei schwarze Punkte am Abdomen (Hinterleibsende). Nach jeder Häutung werden die Larven größer. Zusätzlich zeigen die letzten beiden Larvenstadien neben den schwarzen Punkten eine braune Musterung auf (Bild 1). Larven des letztens Stadiums sind dann mit 5 mm Körperlänge besonders gut zu erkennen. Auch an Hand von Häutungsresten, die auf der Blattunterseite kleben bleiben, lässt sich die Anwesenheit der Amerikanischen Rebzikade feststellen. Die Häutungsreste weisen, wie die Larven selbst, die schwarzen Punkte und braune Musterung der älteren Larvenstadien auf.

Nymphen ARZ

Die häufigste Zikade, die sich auf den Reben entwickelt, ist die Grüne Rebzikade. Ihre Larven sind grün oder gelegentlich rötlich-weiß gefärbt (Bild 2). Die Häutungsreste der Grünen Rebzikade sind immer durchscheinend weiß ohne die auffälligen Punkte ein gutes Unterscheidungsmerkmal zur Amerikanischen Rebzikade.

grüne Rebzikade

Auch über das Verhalten der Larven kann eine Unterscheidung getroffen werden. Die Larven der Grünen Rebzikade bewegen sich bei Annäherung, zum Beispiel mit dem Finger, seitwärts krabbenartig weg, um auszuweichen. Die Larven der Amerikanischen Rebzikade bleiben meistens eher stillsitzen oder springen im letzten Moment weg https://www.youtube.com/watch?v=aWi3sU4WRyQ. Häufig sammeln sich die Larven der Amerikanischen Rebzikade in kleinen Gruppen auf der Blattunterseite (Bild 3).

Nymphen Gruppe

Strategien gegen die Schwarzholz-Krankheit

Da sich durch die Goldgelbe Vergilbung und durch Schwarzholz erkrankte Reben optisch nicht voneinander unterscheiden lassen, empfiehlt es sich im Befallsgebiet und im gefährdeten Gebiet der Amerikanischen Rebzikade Maßnahmen gegen Schwarzholz zu ergreifen, falls in den Jahren zuvor die Krankheit vermehrt beobachtet werden konnte. 
Die Vergilbungskrankheit Schwarzholz wird durch Bakterien ausgelöst, die von der Winden-Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) auf Reben übertragen werden. Neben ihren Hauptwirtspflanzen (Brennnessel und Ackerwinde) sind mittlerweile weitere bedeutsame Futterpflanze beschrieben, die auch gleichzeitig die Bakterien in sich tragen können und somit eine Rolle in der Schwarzholz-Epidemiologie spielen. Zu nennen wären hier:
Beifuß (Artemisia vulgaris), Stink-Pippau (Crepis foetida), Breitblättriger Lavendel (Lavandula latifolia) und Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus). Sollten Probleme mit der Schwarzholz-Krankheit in Ihren Rebanlagen auftreten und Brennnessel und Ackerwinde nicht zu finden sein, lohnt es sich, nach den genannten Pflanzen Ausschau zu halten und diese gegebenenfalls langfristig zu bekämpfen.
Wichtig ist aber, die Bekämpfung solcher Pflanzen nicht nach Flugbeginn der erwachsenen Tiere durchzuführen (kein Mähen oder Mulchen). Das Online-Tool VitiMeteoSchwarzholz (https://www.vitimeteo.de/) bietet dabei eine Hilfestellung und gibt Hinweise zur bevorstehenden Flugzeit der Zikaden.
Damit wird verhindert, dass die Zikaden nicht von ihren Wirtspflanzen auf die Rebe getrieben werden und dort die Bakterien übertragen. Außerhalb der Flugphase sollten dann vor allem Brennnesseln und Ackerwinden gezielt bekämpft werden. Vor dem Flug der adulten Tiere sollten ebenfalls Stockausschläge entfernt werden, da diese auf die Zikaden besonders attraktiv wirken.
Vor allem an Randbereichen und Böschungen sollte durch Mulchen auch dort Brennnessel und Ackerwinde bekämpft werden. Andernfalls können sich an Randstrukturen außerhalb der eigentlichen Rebanlage hohe Populationen der Winden-Glasflügelzikade aufbauen. Diese fliegen dann auf der Suche nach weiteren Wirtspflanzen in die Rebanlagen und können dort zu Infektionen durch die Schwarzholz-Krankheit führen. Häufig zeigt sich ein abnehmender Gradient mit symptomatischen Reben von den äußeren Reihen nach innen in die Anlage.  
Langfristig versprechen Zwischenbegrünungen Erfolg, die Wirtspflanzen von den Schwarzholz-Bakterien und der Winden-Glasflügelzikade zu verdrängen. Hier sollte auf einjährige krautige Pflanzenmischungen in Verbindung mit Gräsern / Winterroggen gesetzt werden.
Darüber hinaus helfen Zwischenbegrünungen die Oberfläche zu „schließen“. Die erwachsenen Zikaden suchen aktiv nach Böden die keine geschlossene Pflanzendecke aufweisen. Insbesondere lockere Böden mit vielen Hohlräumen auf denen sich Wirtspflanzen befinden, werden von der Zikade zur Eiablage bevorzugt aufgesucht. Die Larven der Winden-Glasflügelzikade können selbst aktiv nicht graben und nutzen das Lückensystem im Boden um in den Wintermonaten zum Schutz in tiefere Bodenschichten zu gelangen.
Alternativ kann durch regelmäßiges Mulchen außerhalb der Flugzeit der Zikade mit einer niedrigen Schnitthöhe (3-5 cm) aktiv Untergräser gefördert werden. Diese können sich dann gegenüber den Wirtspflanzen der Zikade behaupten.